WIESBADEN/WERRA-MEISSNER.
Die heimischen SPD-Landtagsabgeordneten Knut John (Eschwege) und Karina Fissmann (Ringgau) sind entsetzt über die Bestätigung der Fakten, die sich nach dem Termin mit dem HR-Fernsehen mit der Sendung „Wir reden darüber“ in Bad Sooden-Allendorf ergeben hat. Nach Aussagen von TransnetBW-Projektsprecherin Saskia Albrecht solle über die SuedLink-Trasse nicht ausschließlich sauberer Strom von den Windkraftanlagen in Norddeutschland fließen. „Dass man uns hinter das Licht führen möchte, mit der Theorie des sauberen Stroms durch die Stromtrasse von Norden bis Süden, vermuten wir bereits länger. Denn alle, die eine Einspeiseerlaubnis in das europäische Stromnetz haben, müssten dies auch tun“, kritisierten John und Fissmann die mangelnde Transparenz bei der Vorstellung des SuedLink-Projektes. So gab Albrecht auf Drängen von Landrat Stefan Reuß schließlich zu, dass die Leitungen natürlich auch für andere Energiequellen genutzt werden würden, weil dieses Vorhaben dann auch mit dem europäischen Stromnetz verbunden werde.
„Nach Abschaltung der Atom- und Kohlekraftwerke präsentiert sich Deutschland mit einer absolut weißen „Klimaweste“, weil wir das einzige Land weltweit sein werden, dass komplett ohne auskommen möchte – angeblich. Da es sich um eine europäische Transitleitung für Strom handelt, die von wenigen Strommilliardären beherrscht wird, ist SuedLink auch der Wegbereiter für Atomstrom. Die Atomindustrie reibt sich schon die Hände, weil sie weiß, dass Deutschland bis 2050 nicht in der Lage sein wird, sich selbst mit regenativer Energie zu versorgen“, so John weiter. „Wir empfangen dann mit unserer weißen „Klimaweste“ den schmutzigen Strom aus den Nachbarländern Deutschlands“, machte Fissmann deutlich. SuedLink diene dabei nicht nur – wie es den Bürgerinnen und Bürgern bisher verkauft wurde – als Transitleitung vom Norden in den Süden, sondern stehe daher auch als Leitung für Atom- und Kohlestrom zur Verfügung. „Wir sind enttäuscht, dass das Unternehmen TenneT nicht ehrlich war bei den bisherigen Informationsveranstaltungen. Aber auch CDU-Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat hier Augenwischerei betrieben. Bei seiner Netzreise sagte er ganz deutlich, dass SuedLink für den Abtransport von Windenergie aus dem Norden sowie für die Versorgungssicherheit in Süddeutschland wichtig sei, wenn die deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet würden. Der Bürger hat das Recht auf Transparenz – aber vor allem auf die Wahrheit. Dieses Ziel haben weder TenneT noch TransnetBW, Bundesnetzagentur und Peter Altmaier verfolgt“, sagt John.
„Doch nicht nur Altmaier und Co. wollen sich diese weiße Weste anziehen – auch die Grünen betreiben hier Augenwischerei. Tarek Al-Wazir, hat immer wieder deutlich gemacht, dass er den SuedLink als unverzichtbar ansieht, um den Windstrom in den Süden zu transportieren“, bemängeln John und Fissmann den Standpunkt der schwarz-grünen Landesregierung. „Gleichzeitig schreibt er, dass man an dem Vorhaben festhalten müsse, um in den wirtschaftsstarken süddeutschen Ländern für einen Ausgleich zu sorgen. Gleichermaßen verweise er auf das am 27. Juli 2013 in Kraft getretene Bundesbedarfsplangesetz, das den energiewirtschaftlichen Bedarf der Gleichstromleitungen bestätige. Aber dieses Gesetz ist längst überholt“, so der heimische Landtagsabgeordnete weiter.
Dabei gehe es doch auch anders, sind sich die beiden Landtagsabgeordneten einig. „Wenn man Dezentralisierung ernst nimmt – so wie wir das hier im Werra-Meißner-Kreis tun -, dann könnte Deutschland den Strombedarf aus eigener regenativer Kraft decken. Stattdessen setzen die Stromriesen weiter auf Atomenergie und Kohlekraftwerke, von denen der erzeugte Strom dann durch die so viel gepriesene „grüne“ Stromleitung SuedLink geleitet wird“, so John.