Frankfurt profitiert vom Brexit: Über 30 Banken und 3500 Jobs in der Stadt – wo bleibt der Ausgleich für den ländlichen Raum?
WIESBADEN/WERRA-MEISSNER. Durch den EU-Austritt Großbritanniens zum 31.01.2020 wird der Bankenplatz Frankfurt zu den großen Gewinnern des Brexits gehören. Demzufolge hätten sich mehr als 30 ausländische Banken für die Mainmetropole als Standort entschieden. „Experten prognostizieren, dass in den Frankfurter Bankentürmen bis Ende 2021 etwa 3500 neue Stellen entstehen. Das birgt aber nicht nur Chancen für das Ballungszentrum, sondern auch für den ländlichen Raum“, sagt die SPD-Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende im Europa-Ausschuss Karina Fissmann. „Wenn das Bankenzentrum gestärkt wird, muss der ländliche Raum endlich durch Verlagerung von ganzen Behörden und Bildungseinrichtungen profieren können, die bisher in der überlasteten Großstadt angesiedelt sind“, so Fissmann weiter.
„Die Hessische Landesregierung aus CDU und Grünen verschiebt momentan pressewirksam einige Stellen von einem Finanzamt zum anderen. Wenn sie es aber mit der Stärkung des ländlichen Raumes ernst meinen würden, wäre es nun eine einmalige Chance, ganze Behörden und Hochschulen aufs Land zu verlagern und damit insbesondere die Rhein-Main-Metropole zu entlasten!“, argumentiert die Landtagsabgeordnete. „Nur so können gleiche Lebensverhältnisse in Stadt und Land hergestellt werden“, sagt sie.
Als Paradebeispiel für einen gelungenen Vorstoß für die Stärkung des ländlichen Raums, nannten die beiden Landtagsabgeordneten die politische Arbeit in Bayern.„Hier wurde ganz klar Pionierarbeit geleistet und die Pläne wurden mit Bravour umgesetzt, damit nicht nur die Ballungszentren wie München, Nürnberg oder Ingolstadt etwas vom „Behördenkuchen“ abbekommen. Das gleiche gilt dabei für Hochschulen“, verdeutlichtFissmann.
„Die Ballungsräume boomen – durch den großen Zuwachs an Banken wird sich die Situation insbesondere in Frankfurt verschärfen. Daher sind wir in der Pflicht, die Großstädte zu entlasten. Gleichzeitig können dann strukturschwache Gebiete gestärkt werden. So profitieren alle davon“, macht Fissmann deutlich.
Auf dem Land herrsche weder Wohnungsnot noch Platzmangel, Mieten seien moderat und bezahlbar und letztlich stärke die Umsiedlung von Behörden sowie deren Mitarbeiter auch die Wirtschaftskraft einer ganzen Region, zählt Fissmann die Vorteile auf.
Abschließend fordert die Landtagsabgeordnete die Landesregierung dazu auf, dem positiven Beispiel Bayerns zu folgen. Denkbar wäre für Fissmann das Konzept des Freistaates „Regionalisierung von Verwaltung – Behördenverlagerungen 2015“ an Hessen anzupassen. In diesem Sinne werde sie im Europaausschuss parlamentarisch tätig werden.