Zukunftsfähige Arbeitsplätze im Werra-Meißner-Kreis: Lokale Akteure aus Industrie, Wirtschaft und Handwerk folgten Einladung von SPD-Landtagsfraktionsvorsitzenden Günter Rudolph
Werra-Meißner. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag, Günter Rudolph, lud im Rahmen seiner Dialogtour gemeinsam mit den heimischen Landtagsabgeordneten Karina Fissmann und Knut John in das Eschweger E-Werk ein. Im Fokus stand das Vernetzungstreffen für zukunftsfähige Arbeitsplätze im Werra-Meißner-Kreis, bei dem regionale Akteure aus Industrie, Wirtschaft und Handwerk zum gemeinsamen Gedankenaustausch zusammenkamen. „Unsere Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Damit wir auch in Zukunft leistungsfähige und nachhaltige Arbeitsplätze in Hessen haben, braucht es einen engen Austausch zwischen Politik und allen beteiligten Akteuren. Hier gilt es auch, dem Regierungsversprechen nach gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land nachzukommen“, sagte Rudolph.
„Ländlich ist nicht gleich unterentwickelt!“
Dass nicht nur die Industrie in Deutschland und Hessen vor gewaltigen, in ihrer Dimension historisch einzigartigen Umbrüchen stehe, – und das gerade im ländlichen Raum, zeichnete sich bei der Veranstaltung deutlich ab. Den ländlichen Raum sieht Dr. Lars Kleeberg mehr als wenig verdichteter Raum an, der gegenüber dem Ballungsraum einiges zu bieten hat. „Ländlich klingt nach unterentwickelt, was wir aber nicht sind. Definitiv müssen wir aufholen, aber wir müssen nicht den Ballungsraum kopieren. Es geht darum zusammenzuwachsen und beide Räume intelligent zu verbinden. Da spielen die Themen Digitalisierung und Mobilität eine wesentliche Rolle. Hier wünscht sich Dr. Kleeberg weiter Unterstützung von Landesseite.
Transformationsprozess muss Hand in Hand gestaltet werden
Für den Leiter des IHK Servicezentrums Werra-Meißner, Dr. Michael Ludwig, ist ein zentrales Thema der Fachkräftemangel: „Das ist für unsere heimischen Unternehmen ein immer größer werdendes Problem“, so Ludwig, für den der Transformationsprozess daher Hand in Hand gestaltet werden müsse. Hierzu gehöre auch das heimische Handwerk. „Eine Transformation der Industrie kann nur dann gelingen, wenn das Handwerk diesen Prozess mit Fachkräften begleitet. Ohne Handwerk keine Änderungen beim Klimawandel und keine Unabhängigkeit von fossilen Energien. Ohne den Erhalt der regionalen Berufsschulstandorte zur Sicherung des dringend benötigten Fachkräfte-Nachwuchses wird die Transformation in Zukunft nicht möglich sein. Der Wegfall regionaler Berufsschulen und die dann einsetzende Zentralisierung der Berufsschulklassen wird dann den Trend zu längeren Vollzeit-Beschulungen stärken bzw. der Akademisierungs-Wahn zusätzlich anheizen“, fügte der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Werra-Meißner, Stephan Schenker, hinzu. „Transformation ist wie eine Brücke über ein tiefes Tal. Aufgabe von Politik ist diese Brücke so zu bauen, damit so viele Menschen wie möglich über diese Brücke gehen können. Transformation kann nur sozial und gerecht funktionieren oder sie funktioniert gar nicht“, sagte der Wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Tobias Eckert, der neben dem Energiepolitischen Sprecher der SPD, Stephan Grüger, ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm.
Politik muss Brückenbauer sein
Themen wie kostenfreies und flexibleres Bildungsangebot, bezahlbarer und arbeitsnaher Wohnraum, Verbesserung des ÖPNV, Aufwertung des Handwerks, Kita-Betreuung, Digitalisierung, Schaffung von Arbeits- und Arbeitsplätzen sowie Gewinnung von Arbeits- bzw. Fachkräften und Ansiedelung neuer Unternehmen und Hochschulstandorte im ländlichen Raum seien für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Punkte, bei denen Politik Brückenbauer sein sollte, damit der ländliche Raum an Stellenwert gewinnt.
Das wurde nicht nur beim anschließenden Besuch der Firma FRIMO in Sontra deutlich, sondern auch die Firma SUET Saat- und Erntetechnik in Eschwege machte deutlich, dass die Unterstützung durch die Politik zwingend erforderlich sei. „Wir dürfen die Beschäftigten und Unternehmen bei der Transformation der Arbeitswelt nicht allein lassen. Die Zukunft muss nicht nur klimagerecht, sondern vor allem auch sozial gerecht gestaltet werden“, sagte Günter Rudolph.
Standort erhalten, Arbeitsplätze sichern!
Im Rahmen seiner Tranformationstour durch den Werra-Meißner-Kreis besuchte der SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende Günter Rudolph mit einer Delegation aus Wiesbaden und dem Werra-Meißner-Kreis den Standort der Firma FRIMO in Sontra und das Eschweger Unternehmen SUET Saat- und Erntetechnik.

Als Zulieferer für die Automobilindustrie beschäftigt die Firma FRIMO weltweit 1200 Mitarbeiter, 160 davon in der Hänselstadt. Mit einem Jahresumsatz von 35 Millionen Euro am Standort in Sontra von insgesamt 200 Millionen Euro ist das Unternehmen finanziell gut gerüstet für die Zukunft. „Der Transformationsprozess macht jedoch auch vor uns nicht Halt“, machten Geschäftsführer Volker Krausmüller und der Kaufmännische Leiter von FRIMO, Lars Warning, deutlich. Während man in den vergangenen Jahren von fünf ausgeschriebenen Ausbildungsstellen noch alle besetzen konnte, habe man jetzt lediglich einen Auszubildenden. Grund dafür sei unter anderem der Standort auf dem Brodberg, der mit dem ÖPNV nicht zu erreichen sei. Das bringe zwangsläufig einen Fachkräftemangel mit sich, weil es nur wenige Auszubildende gibt, die nach der Lehre weiterhin im Unternehmen beschäftigt werden könnten. Auch der ländliche Raum sei für viele Auswärtige nicht attraktiv. Am passenden Wohnraum vor Ort und einem attraktiven digitalen Angebot für Zuhause und unterwegs müsse daher mit Hochdruck gearbeitet werden.
Gesetze in Europa unterschiedlich – keine Notfallzulassung in Deutschland
Während die Firma FRIMO dem drohenden Fachkräftemangel ins Auge blickt, kämpft das Unternehmen SUET mit anderen Problemen. „Das Hauptproblem ist allerdings die unterschiedliche Auslegung der Gesetze in Europa. Dadurch können wir gerade im Wettbewerb nicht mithalten“, stellte Dipl.-Betriebswirt Jens Hemmer heraus. Das Familienunternehmen, das mittlerweile in dritter Generation von Geschäftsführer Christian C. Knolle geleitet wird, ist ein modernes Dienstleistungsunternehmen. In Eschwege wird unter anderem Saatgut für Kunden aus aller Welt aufbereitet, pilliert, inkrustiert mit Insektiziden, Fungiziden oder biologischen Wirkstoffen. „Bis zum Jahr 2018 wurde Zuckerrübensaatgut mit Neonikotinoiden behandelt, – dessen Einsatz aber durch europäisches Recht seitdem verboten. 12 von 19 europäischen Rübenanbau-Ländern haben mittlerweile eine Notfallzulassung, die Bundesrepublik Deutschland gehört nicht dazu“, so Hemmer, der sich für gleiche Verhältnisse im gemeinsamen europäischen Markt ausspricht.

Eine weitere Herausforderung stelle zukünftig die Energieversorgung dar. „Unsere Firma ist in der Produktion komplett auf Gas ausgelegt. Eine Unterbrechung der Gasversorgung wäre für unser Unternehmen vernichtend. Wir sind zwar bereit, auf alternative Energien umzustellen, aber das braucht Zeit. Das funktioniert nicht von heute auf morgen. Wir hoffen daher, dass wir als systemrelevant eingestuft werden“, schilderte Knolle.